Leipzig-Gohlis

Karl Wittgenstein - tech. Zeichner, Ingenieur


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* 8. 4. 1847 Gohlis,
† 20. 1. 1913 Wien

Karl Wittgensteins Urgroßvater, Moses Mayer, stammt aus einem kleinen Dorf im heutigen Westfalen, aus Laasphe, im damaligen Herzogtum Sayn-Wittgenstein; er ist dort Gutsverwalter, (Meier), im Dienste des Fürsten Waldeck. Nach dem Erlass der Napoleonischen Dekrete nennt er sich Wittgenstein und zieht in den benachbarten Ort Korbach, wo er sehr erfolgreich einen Wollgroßhandel betreibt, vor allem mit England.
Sein Sohn Hermann Christian verlegt das Geschäft nach Gohlis bei Leipzig, wo er 1839 Fanny Figdor heiratet, Tochter aus einer angesehenen Wiener Handelsfamilie. 1843 adoptiert er den damals gerade zwölfjährigen Geiger Joseph Joachim, einen Vetter seiner Frau, den er zum Studium zu Felix Mendelssohn-Bartholdy schickt. Karl Wieck, der Klavierlehrer von Robert Schumann, unterrichtet die Wittgenstein-Kinder, später auch Wiecks Tochter Clara Schumann. Über die Vermittlung von Joseph Joachim übernimmt der junge Brahms den Klavierunterricht der Töchter Hedwig und Anna und wird, wie auch Clara Schumann, lebenslanger Freund der Familie.

Bis zur Übersiedelung nach Österreich im Jahre 1851 lebt die Familie in Gohlis. Hier wird Karl Wittgenstein 1847 geboren. Er ist unter den elf Geschwistern die stärkste Persönlichkeit und gleichzeitig das schwarze Schaf der Familie: 1865 wird er von der Schule verwiesen (Consilium abeundi), und bald darauf brennt er von zu Hause durch. Mit einem Pass, den er in Wien einem verarmten Studenten abgekauft hat, reist er nach Amerika. In New York verdingt er sich als Kellner und Barmusikant, als Lehrer für Latein, Mathematik und Musik und schließlich als Steuermann auf einem Kanalboot. Erst zwei Jahre später kehrt er zur Familie nach Wien zurück. Karl Wittgenstein absolviert ein kurzes Ingenieurstudium an der Technischen Hochschule in Wien, gefolgt von einer Reihe Volontärsstellen in verschiedenen technischen Betrieben. 1873 heiratet er Leopoldine Kalmus, eine begabte Pianistin. Seine steile Karriere beginnt Karl Wittgenstein 1872 als technischer Zeichner und ist bald darauf der leitende Ingenieur beim Bau der Teplitzer Walzwerke. 1876 wird er in den Direktionsrat gewählt, ein Jahr darauf zum Direktor der Teplitzer Walzwerke bestellt und kurze Zeit später ist er auch deren Hauptaktionär. 1886 gründet Karl Wittgenstein nach der Übernahme der Prager Eisenindustriegesellschaft das erste österreichische Eisenkartell. 1887 Kauf der "St. Egydyer Eisen- u. Stahl-Ind.-Ges."; 1890 konzentrierte W. die obersteir. Sensenind. mit den "Vereinigten Sensenwerken" in Judenburg. Den Höhepunkt seines Einflusses erreichte er 1897 mit dem Erwerb der Aktienmehrheit der Oesterreichisch-Alpine Montangesellschaft, in der er eine konsequente Rationalisierungs- und Konzentrationspolitik verfolgte. Mit 52 Jahren zieht er sich 1898 von all seinen Posten zurück, verkauft seine österreichischen Anlagen, transferiert sein gewaltiges Vermögen ins Ausland und unternimmt mit seiner Frau eine Weltreise. Heute erinnert man sich an Karl Wittgenstein vor allem wegen seines großzügigen Mäzenatentums, als Förderer der Künste, besonders der Wiener Secessionisten.

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