Leipzig-Gohlis

Die Vesöhnungskirche


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Wer den Viertelsweg durchstreift, stößt auf der Höhe der Franz-Mehring-Straße auf ein modernes Kirchengebäude, daß sich zwischen den Ein- und Zweifamilienhäuser sonderbar fremd ausnimmt. Erst wenn man die Hintergründe seiner Entstehung kennt, kann man sich diese eigentümliche Lage erklären.
Erbaut wurde die Kirche 1930-32. Bereits 1913 war es zur Gründung der Kirchgemeinde Gohlis-Nord gekommen, weil die Bevölkerung hier derart zugenommen hatte, daß die Gohliser Friedenskirche nicht mehr alle Gläubigen fassen konnte. Die Gottesdienste der neuen Gemeinde mußten lange Zeit im Schulsaal der damaligen 4. Höheren Bürgerschule (heute Hans- u. Hilde-Coppi-Schule) stattfinden, da 1. Weltkrieg und Inflation den Bau einer Kirche verhindert hatten. 1920 erhielt die Gemeinde den Namen "Versöhnungsgemeinde". Im gleichen Jahr beschlossen die Stadtverordneten, der Kirchgemeinde das damals noch völlig freie Gelände am Viertelsweg kostenlos als Baugrund zu überlassen.


Ursprünglich sollte die Kirche den Mittelpunkt einer neuen Wohnsiedlung bilden, die auf den wenig klangvollen Namen "Gohlis-Nord" hörte. Dafür war ein 76 ha großes Gelände nördlich der Max-Liebermann-Straße geplant. In einer ersten Etappe entstanden dort 1929/30 zur Landsberger Straße hin in einer Rekordzeit von nur 46 Wochen mehr als 1000 Wohnungen. Für die vielen neuen Bewohner war der Kirchenbau nun dringend geboten. Bereits 1928 hatte der Kirchenvorstand einen Wettbewerb unter Leipzigs Architekten zum Neubau einer Kirche ausgeschrieben. Unter den 73 eingegangenen Entwürfen entschied man sich für den Vorschlag von Hans Heinrich Grotjahn, der die moderne Architektur der neuen Siedlung berücksichtigte. Zur Grundsteinlegung kam es aber erst zwei Jahre später, und am 6. März 1932 konnte die Kirche endlich festlich geweiht werden.

Der Bau der Versöhnungskirche wurde für "Neu Gohlis" zum architektonischen Schlußpunkt, weil die politische Entwicklung in Deutschland nach 1932 keinen Raum für das "Neue Bauen" ließ, das heute auch als Bauhausstil bekannt ist. Es ist heute kaum noch vorstellbar, daß das Gotteshaus einst innen wie außen in strahlendem Weiß glänzte. In einer ersten Sanierungsetappe hat der weithin sichtbare Kirchenturm seine ursprüngliche Farbe zurückerhalten.Die 43 m bis zur Plattform des Turms können wieder bestiegen werden. Von hier aus kann der Blick auf Gohlis und seine Umgebung genossen werden. Gespannt darf man auch sein, was mit den einstigen Küsterwohnungen, die im Turminneren angelegt sind, geschehen wird.

Betritt man das Innere der Kirche, ist man von der Weiträumigkeit überrascht. Die monumentale,
4 m hohe Christusstatue hinter dem Altar zieht den Blick auf sich. Sie stammt wie die beiden Altäre, die Kanzel, der Taufstein und die liturgischen Geräte von dem Leipziger Bildhauer Max Alfred Brumme. Er schuf z. B. auch die Kreuzesgestaltung im Gemeindehaus der Möckernschen Auferstehungskirche. Läßt man sich auf die kühle Nüchternheit des Raumes ein, bemerkt man bald die eigenartige Faszination, die von der sparsamen Gestaltung ausgeht. Auf reizvolle Weise fällt das Tageslicht zu beiden Seiten des Altars durch die szenisch gestalteten Buntglasfenster. Sie wurden nach Entwürfen der Maler Odo Tattenpach und Curt Metze angefertigt. Das große, als Kreuz gestaltete Südfenster wurde von Matthias Klemm entworfen. Es steht als Zeichen der Versöhnung. Zwischen den Freitreppen, die in das Kirchenschiff hinaufführen, befindet sich ein Ehrenhof. Ursprünglich wurde er für die 550 Gemeindeglieder errichtet, die im 1. Weltkrieg gefallen waren. Heute steht er zum Gedenken an alle Opfer von Krieg und Gewalt. Die Gemeinde nutzt ihren "Versöhnunghof" auch für Ausstellungen. Wer sich für die

Angebote der Gemeinde interessiert, ist jederzeit herzlich willkommen. Ob nun Posaunenchor, Studien-, Senioren-, Missions-, Klöppel- oder meditativer Tanzkreis - die Auswahl ist vielfältig. Besonderes Anliegen ist die Arbeit mit Kindern.

Auskünfte zu allen Angeboten erhält man in der Kanzlei der Gemeinde.
Sie befindet sich im Erdgeschoß des
Gemeindehauses
Hans-Oster-Straße 16
(ehem. J.-Schehr-Straße),
Telefon: 9 01 41 95

Internet: www.versoehnungs-gemeinde.de
Internet: www.matthias-klemm.com

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