Leipzig-Gohlis

Das Schillerhaus


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1717 erbaut als Haupthaus (Wohnstallhaus) eines typischen kleinbäuerlichen Dreiseithofs im damaligen Dorf Gohlis (heutige Menckestraße). In dem zunächst eingeschossigen Gebäude aus Lehm in Pisé-Bauweise (Stampflehm), im Dachgeschoß mit Ständerwänden und Lehmgefachen, befindet sich der Wohnteil mit „großer“ und „kleiner“ Stube, der Flur mit rückseitig abgetrennter, möglicherweise „schwarzer Küche“ und der nach der Gartenseite gelegene Stall.
2. Hälfte 18. Jhd
. Zur Schaffung von Quartieren für Sommergäste wird der Stallteil in Stube und Kammer (Quartier Göschen) umgebaut und der Ostteil des Gebäudes zur Gewinnung einer weiteren Stube mit Schlafkammer (Quartier Schiller) aufgestockt. Die Ausmalung der Räume entspricht frühklassizistischen Gestaltungsmustern städtischer Bürgerhäuser.
1785
- der 25jährige, durch sein Schauspiel „Die Räuber“ bereits in ganz Deutschland bekannte Dichter Friedrich Schiller, wird von einem Freundeskreis um den Juristen Christian Gottfried Körner (1756-1831)nach Leipzig eingeladen. Er wohnt von Anfang Mai bis zum 11. September in diesem Haus als schaffensreicher Sommergast.
Der Verleger Georg Joachim Göschen (1758-1828) vermittelte ihm das Quartier. Schiller schreibt hier die Ode „An der Freude“, welche vor Drucklegung bereits in Abschriften verbreitet und durch den Schlußchor in Ludwig van Beethovens (1770-1827) 9. Sinfonie weltweit bekannt wird. Weiterhin arbeitet er am „Don Carlos“.
1841
Wiederentdeckung des Schillerhauses auf Initiative von Robert Blum, Leipziger Theatersekretär und einer der Wegbereiter der Deutschen Revolution von 1848/49.
Am 11. November 1841 erfolgte die feierliche Enthüllung der neu errichteten Ehrenpforte mit der Gedenktafel „Hier wohnte Schiller und schrieb das Lied an die Freude im Jahre 1785."
1856 drohen Abbruch und Versteigerung des Hauses. Im August ruft der Schillerverein zu einer Spendenaktion auf, um den Ankauf des Hauses zu ermöglichen. Der Kaufpreis von 2150 Talern wird durch ein Vorstandsmitglied verauslagt.
1856-58 Abriß der Ehrenpforte und Anbringen der Gedenktafel am Schillerhaus. Entscheidende bauliche Veränderungen der bäuerlichen Hofanlage durch den Schillerverein. Abbruch der Holzscheune und der Toranlage mit Lattenzaun. Zur Straße hin erhält die Anlage eine neue Einfriedung mit geschmiedetem Zaun nach städtischen Vorbildern. Einrichtung des Schillerhauses als Gedenkstätte.
1864 Eintragung des seit einem Jahr schuldenfreien Hauses im Grundbuch von Gohlis auf den Namen des Schillervereins. Laut Statuten wird das Haus bei Auflösung des Vereins Eigentum der Stadt-Leipzig, falls sich diese verpflichtet, es als Gedenkstätte zu erhalten.
1896/97 Größere bauliche Instandsetzung.
1911
Umfangreiche Neugestaltung des Hauses und der Ausstellung. Das Terrain nach der Straße wird abschüssig gestaltet, wodurch das Schillerhaus an Aussehen und Höhe gewinnt. Wiedererrichtung der Ehrenpforte durch den Architekten Max Langheinrich nach alten Ansichten.
1939-34 Der besorgniserregende Bauzustand des Schillerhauses macht umfängliche, durch städtische und Spendenmittel finanzierte Instandsetzungsarbeiten notwendig.
Am 4. Dezember
1943
durchschlägt eine Stabbrandbombe das Dach und bleibt im Fußboden von Schillers Schlafkammer stecken. Sie kann entfernt werden. Auslagerung wertvoller Ausstellungsstücke in den Wurzener Dom; sie gelten teilweise als Kriegsverlust.
1949 Auflösung des Schillervereins auf Anordnung der Landesregierung Sachsen. Das Schillerhaus wird dem Kulturbund unterstellt. Am 11. Juli Eintragung der Stadt Leipzig als Eigentümer in das Grundbuch (Blatt 3059).
1966-69 Instandsetzung des Kastellanhauses (Nebengebäude), Umgestaltung von Hof und Garten. Die Verblendung der Sockel von Schillerhaus und Nebengebäude beeinträchtigt das historische Erscheinungsbild beträchtlich.
1985-89 Während der Instandsetzung (Dachneueindeckung, Auswechslung bzw. Ergänzung schadhafter Bereiche im Dachstuhl und der Fachwerkkonstruktion, Reparaturen in den Lehmaußenwänden teilweise mit Ziegelsteinen, neuer Außenputz) werden historische Pustzstruktur und koloristische Gestaltung unwiederbringlich beseitigt und im Innern historische Fassungsnachweise größtenteils vernichtet
1995 Schließung wegen Einsturzgefahr.
1997/98 Umfangreiche bauarchäologische und restauratorische Untersuchungen ab Juni 1997 und baubegleitend bis Juni 1998.
Vom 25. Juni 1997 bis 14. September 1998 erste umfassende denkmalpflegerische Instandsetzung und Restaurierung in der Geschichte des Hauses, möglich geworden durch Landesdenkmalfördermittel des Regierungspräsidiums Leipzig, städtische und Spendenmittel von Unternehmen, Vereinen, Institutionen und Privatpersonen. Konzept und Realisierung einer neuen Ausstellung.
Wiedereröffnung am 28. Oktober 1998 ..

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